Jakobsweg durch das Sauerland

Nachdem der Jakobsweg nach Santiago de Compostela in Nordspanien in den letzten Jahrhunderten immer mehr an Attraktiviät gewonnen hat, erlebt er heute auch hierzulande wieder eine Neuentdeckung und wird von vielen Menschen begangen. Seit dem 12. Jahrhundert war die Kunde von der Wiederentdeckung des Jakobsgrabes im nordspanischen Santiago de Compostela bis in die entlegensten Winkel Europas vorgedrungen. Meschede ist jetzt Station am Jakobsweg von der Elbe zum Rhein, der dem Reiseführer "Wege der Jakobspilger Band 1" beschrieben wird. Es waren dies alte Kaiserrouten oder Fernhandelstraßen der Hanse wie dem Hellweg und der Heidenstraße im Sauerland, wo sie einer reichen Kunstlandschaft begegneten, die von der Pilgeridee stark beeinflusst worden ist. Es sind bis heute Orte der Meditation geblieben, die auch für Menschen unserer Zeit noch eindrucksvoll die Kraft des Glaubens und die Visionen der damaligen Zeit erahnen lassen. 

In Warstein folgen die heutigen Jakobspilger dem Wegzeichen der Raute folgend bergauf durch das ausgedehnte Gebiet des wildreichen Arnsberger Waldes. Unterwegs bei alten Linden im Wald gibt es eine Rastmöglichkeit bei der Schutzhütte "Paradies". Auf dem Kamm stößt man auf den Plackweg, der als Handelspfad zwischen Himmelpforten im Möhnetal und Brilon große Bedeutung besaß.

Der fast eben verlaufende Weg mit einem großartigen Ausblick auf die bläulich schimmernde sauerländische Gebirgskette führt zum höchsten Punkt des Waldes, dem 551 m hoch gelegenen sog. Stimmstamm. An dieser Stelle, die an einen heute nicht mehr existierenden Baumstamm erinnert, der sich einst an der Gemeindegrenze von Meschede, Warstein und Eversberg befand, wurden früher Streitigkeiten geschlichtet. Bald beginnt dann der Abstieg bis zur Jugendherberge (Haus Dortmund) nach Meschede.

Meschede, das nahe gelegene Remblinghausen und viele andere Orte im Sauerland haben eine lange Jakobstradition. Weil Meschede an einem Flussübergang wichtiger Handelsstraßen am oberen Lauf der Ruhr lag, fand hier ein reger Pilgerverkehr im Mittelalter statt. Aber auch die Reliquien der Heiligen Walburga zogen die Pilger an. Ein Altar der heutigen Katholischen Pfarrkirche St. Walburgis ist deshalb auch dem Pilgerheiligen Jakobus geweiht.

Großen Einfluss auf die Stadtgründung hatte das adelige Kanonissenstift St. Walburgis, das nach alter Klostertradition von der Edlen Frau Emhildis, einer Verwandten Karls des Großen im 9. Jh. hier gegründet und von ihr als erste Äbtissin geleitet wurde. 913 bestätigt König Konrad I. dem Nonnenkloster mehrere Privilegien, die frühere Könige dem Kloster gewährt hatten. Der Rang dieses Klosters unter den Klöstern im Reich war unter den ottonischen Kaisern so hoch, dass sie es mit den großen Reichsabteien auf eine Stufe stellten. 1310 entsteht dann ein Kollegiatstift, das bis zur Säkularisation 1805 besteht. Unter dem Hauptchor der Pfarrkirche befindet sich noch heute eine geheimnisvolle karolingische Ringkrypta, die seitlich durch lange Stollengänge zu betreten ist.

Ebenfalls in die Frühzeit des Christentums reicht die westlich auf einem Berg über der Stadt gelegene Michaelkapelle und deren Klause zurück, an der der heutige Pilgerweg vorbeiführt. An ihre karolingisch-romanische Bausubstanz baute man um 1413-1465 eine Klause an. Früher lebten hier fromme Klosterfrauen, die jedoch 1483 das nahe gelegene Dominikanerinnenkloster Galiläa im Tal übersiedelten.

Der Pilgerweg führt außerdem an der neuzeitlichen Klosterkirche der Benediktiner-Abtei Königsmünster vorbei, die auf einer Anhöhe nördlich der Stadt steht. Die 1964 geweihte Abteikirche vermittelt den Eindruck einer wehrhaften mittelalterlichen Gottesburg. Der eindruckvolle moderne Klosterbau mit viel altchristlicher Symbolik wurde von dem Kölner Architekten Hans Schilling entworfen und entführt die Menschen in eine längst vergangen Zeit.

Früher war für den Pilger das erste Ziel das Jakobusgrab am Ende des Weges, heute sagen viele, dass der Weg das eigentliche Ziel sei, auf dem sie sich verändert und neue Einsichten gewonnen haben. Das Pilgern scheint immer mehr ein Bestandteil der Sinnsuche von Menschen zu werden, ein Trend, der all der Hektik des Alltages etwas entgegensetzt. Nicht jeder hat die Möglichkeit, den ganzen Santiago-Weg gehen. Der deutsche Wegabschnitt durch das landschaftlich reizvolle Sauerland könnte da eine Alternative sein.

Walter Töpner, Wege der Jakobspilger (Band 1) - Magdeburger Börde, Harz, Solling, Sauerland, Rheinland, Paulinus Verlag , Trier, ISBN 3-7902-1316-0, 19,90 Euro

Auf der Internetseite von Frau Annemarie Schmoranzer - der "Jakobusexpertin" im Sauerland - gibt es weitere Informationen. Zur Homepage >>